Voliere

2001 – Gärten von Schloss Trauttmansdorff, Meran

Endstation Vogelfrei

Am Ende aller Wege, am obersten möglichen Standort im Botanischen Garten, am Endpunkt, dort wo der Blick den weitesten Horizont umfasst und ein Gefühl von Freiheit überhand nimmt, wo die Landschaft in all ihrer Schönheit von einem Besitz ergreift

ein Freiraum, ein Schutzraum,
für Vögel, die nicht in ihr beheimatet sind. Heimat ist dort wo man sich wohl fühlt. Ort der Ruhe und der Perspektive, der geschlossenen Einheit und der Offenheit nach außen. Ein Ort der Freude für jene, denen dieses Wort noch Bedeutung verspricht, ein Ort zur Klärung der Gedanken derer, die Stätten wie diese als sinnlos erachten und lebensfremd. Ein Ort wo Freiheit und Schutz sich vermählen.

Mensch betrachtet Vogel -Vogel betrachtet Mensch
Wer ist gefangen und wer ist frei?

Ein vergitterter Gang leitet den Besucher durch das von Pflanzen schützend umgebene Gehege. Der Garten wird spürbar. Pflanzen gewähren auch Schutz. Der Weg ist das Ziel.

Am Ende der Brücke
nur Gedanken sind frei – solo il pensiero vola

Möchtest du fliegen, beneidest oder bedauerst du die Vögel in ihrem Gehege? Impliziert das Wort Freiheit sich hinwenden zu können wo immer man will, schutzlos, oder ist Freiheit der Wille Grenzen zu setzen, um sie erfahren zu können? Tu es den Vögeln gleich, setz dich auf die rote Schaukel und lebe, genieße den Anblick, die Anmut der Insassen, die dich nur als Gast dulden, ihre Schönheit, ihren Gesang, ihre beschützte Freiheit und deine. Steh auf der Brücke und blicke ins Tal, bis zum Horizont, schau in die unbändigen Tiefen,  die Lehmhänge hinab und genieße den Schwindel, der dich befällt. Wo fühlst du dich wohler, dort wo die Welt dir zu Füssen liegt, oder dort wo Pflanzen dir Heim bieten und Schutz vor Sonne und Wind? Wähle den Ort, der dir am meisten entspricht: allein über den Dingen oder unter anderen im Gehege, dessen Sinnhaftigkeit du bezweifelst, dessen Ruhe und Harmonie du aber dennoch  nicht missen möchtest.

Verweile und schaue und höre und fühle und sei
ganz Vogel – ganz Mensch

  • In Zusammenarbeit mit Architekt Wolfram H. Pardatscher