Frauen- und Hautklinik Heidelberg
2011
Was leben will muss teilen.
Zellen teilen sich, fügen sich zu größeren Gebilden zusammen und halten sich gegenseitig durch Membrane getrennt. Sich zusammenschließen und sich abgrenzen… dabei ist manches sichtbar und manches nicht.
Der biologische Vorgang der Zellteilung um Zellwachstum zu ermöglichen ist Grundvoraussetzung für jedes Leben. Für die Heidelberger Klinik wird diese Tatsache zum Gegenstand der künstlerischen Gestaltung. Sie betrifft damit nicht nur die Haut- oder Frauenklinik sondern den gesamten Komplex und wächst darüber hinaus. Sie ist eine Verbindung zum Leben generell.
Auch gebauter Raum setzt sich aus einzelnen Zellen zusammen die erst miteinander zu einem komplexen Organismus werden. Ein Netzwerk durchdringt die einzelnen Räume und macht das Zusammenwirken und Ineinandergreifen der unterschiedlichen Funktionen über den Köpfen sichtbar. Das Über-Ich verbindet – die Decke im Innenraum mit den Sonnensegeln im Außenraum, die sich stellenweise bis zu den einzelnen Stockwerken spannen und sich wieder verteilen. Halbtransparent ineinandergreifend, sich überlappend.
Sonne dringt durch die Öffnungen, Licht vergrößert, modelliert und wandert sofern es sich um Tageslicht handelt. Der Raum bleibt in Bewegung. Die beleuchteten Pflanzenbereiche die sich selbst aus tausenden Einzelpflanzen und diese wiederum aus abertausenden Zellen zusammensetzen werden akzentuiert; kurzfristig an einer Stelle dann an anderen und immer ist etwas im Licht und etwas im Schatten, abwechselnd – auch die Menschen die sich im Hof 6 aufhalten.
Ausgehend vom Raum der Stille in dem die durchlöcherte Gipsdecke hinterleuchtet wird und vom Mittelpunkt aus, als Sinnbild der Konzentration, sanfte Reflexe in den Raum wirft, werden die Öffnungen je weiter sie nach außen driften immer größer. Sie wachsen über die Gänge der Magistrale entlang bis in die Wartebereiche. Fast scheint es als würde man je weiter man sich von der Mitte entfernt den Zusammenhang verlieren.
Und doch wissen wir dass alles zusammenhängt.
Mit leisem Geräusch sprudelt Wasser dem Licht entgegen, verbindet von unten nach oben und wieder zurück die Erde, die Luft und uns.
Vom Flachdach aus über den 5. Hof greift die Struktur bis in unendliche Fernen als würde sie sich von unten betrachtet im Himmel auflösen.
Auf der Magistrale werden die Menschen teilweise gefahren. Sie liegen. Hier erweist sich die Gestaltung der Decke als Trost und kann im Liegen sogar besser betrachtet werden als im Stehen. Auch hier zeichnet nur Licht Schatten in die Vertiefungen und das Gesamte entzieht sich dem Blick. In der Fortbewegung aber entsteht vielleicht eine Ahnung wie sehr alles verbunden ist, sich einengt und weitet. Folgt man dem Weg kommt man aber unweigerlich an den Ort an dem alles begann, an dem das Licht seinen Ursprung hat und ein Gedanke im Stillen geboren wurde, der die Möglichkeit in sich birgt von neuem zu beginnen.