Durch die Zeit
2006 Schloss Kastelbell, Kastellbell
Das Schloss, die Kunst und das Leben
Alles ist im ständigen Wandel, nichts bleibt wie es ist. Nicht die Wahrnehmung ist es, die uns von Tieren unterscheidet sondern unser Bewusstsein. Eine Fliege, die über ein Bild kriecht kann dieses sehen, riechen, ertasten und fühlen und doch weiß sie nicht worauf sie kriecht. Sie verlässt eine Oberfläche im Flug, wenn etwas anderes ihre Aufmerksamkeit anzieht. Tausend Augen, tausend Facetten einer Welt.
Die Ausstellung die zurzeit auf Schloss Kastelbell Werke von 75 Südtiroler Künstlern der Öffentlichkeit präsentiert ist dem durchaus ähnlich. Wenn wir uns von anderen Lebewesen dadurch unterscheiden, dass wir auch denken, wie immer behauptet wird, sollte es möglich sein im einen oder anderen Werk etwas zu erahnen, das uns nicht nur als Konsument sondern als Rezipient weiterbringt oder eine andere Sichtweise vermittelt um
Verbindungen zu knüpfen zwischen dem was wir sehen und dem was nicht sichtbar nur in uns selbst ist Jedes einzelne Werk beschreibt die Sichtweise eines Einzelnen, seine Facetten, seine Notwendigkeiten, um sich im Leben zurechtzufinden. Nichts Allgemeingültiges, da auch die Rezeption des Betrachters nur für ihn selbst verbindlich sein kann. Denn wenn der Betrachter so denkt wie der Künstler wird auch der Betrachter zum Künstler. Denn Künstler sein heißt, Wirklichkeit wahrnehmen, was immer das ist, darstellen, um durch Kunst das Leben zu begreifen.
Deshalb kann diese Werkschau auch Mut machen zur eigenen Sichtweise. Wenn da auch ein Maulkorb hängt, und man erahnen kann, was die Künstlerin auszudrücken versucht, so unterscheidet sich das Bild eines Maulkorbs das jeder von uns hat doch wesentlich dadurch mit welchen Gedanken wir es verbinden. Dem Maulkorb eines Hundes damit er nicht beißt, dem eines Ochsen damit er nicht frisst? Der Kopf auf den Rädern, das Schiff, der Raum mit der Tür, Kaffeefilter, oder einfach nur rot, die Worte hinter dem Schleier….Ohne Kunst kann ich nicht atmen….
Hat also Kunst mehr mit dem Leben zu tun, als wir denken? Kann es sein, dass wir das Geistige in der Kunst nur deshalb nicht sehen, weil wir nur schauen, fliegen, landen, fressen… und wie die Fliege immer auf der Hut sind nicht erschlagen zu werden? Das Schloss als Raum für zeitgenössische Kunst, eine Verbindung zu einer anderen Zeit. Ist immer noch alles so wie es immer schon war oder könnte es sein dass sich nichts wirklich ändert?
Performance mit Wolfram H. Pardatscher